Freitag, 19. Mai 2017

Heimat

Heimat - was bedeutet das eigentlich? Ist das ein Ort, ein Gefühl oder gar beides?
Etwa in der achten oder neunten Klasse habe ich mich bereits im Rahmen eines Schulprojekts mit einer ähnlichen Frage auseinander gesetzt. Schon damals war es interessant zu sehen, wie jeder diesen Begriff anders für sich definiert.
Gerade da die Familien vieler meiner Mitschüler aus anderen Ländern stammen, 
waren die Ausarbeitungen sehr vielfältig. Ich für meinen Teil habe mich damals dem Thema zweite Heimat gewidmet. So viel Zeit wie ich dort verbracht und wie lieb ich diese Insel gewonnen habe, ist Fehmarn für mich mein zweites Zuhause. 
Als Hamburgerin ist es schön, einen Ort zu haben, an dem man immer wieder zurück kehren und dem Großstadtdschungel entfliehen kann. Jedes mal, wenn die Brücke zur Insel in Sichtweite gerät, breitet sich sofort ein Gefühl von Freude und nachhause kommen in mir aus. Fehmarn ist einfach vertraut und nach wie vor mein ,,Happy Place".
Seit der achten Klasse sind inzwischen aber noch einige weitere solcher ,,Happy Places" dazu gekommen. Das bringt wohl das Reisen mit sich, dass man sein Herz nicht nur ein Stück weit an die Leute verliert, die man währenddessen kennen lernt sondern auch an die Stadt oder das Land, dass man bereist.

Erst kürzlich habe ich mich wieder in ein neues Land verliebt. Auch Wochen später nach meinem Urlaub in Island, bin ich nach wie vor schwer von dem Land beeindruckt und wie gerne würde ich jetzt wieder dorthin zurück. Zurück dahin, wo politische Konflikte, Technik und Stress schnell in Vergessenheit geraten und nur der Ausblick zählt. Die Sicht auf unendliche, ursprüngliche Natur, schneebedeckte Berge oder bunte Häuschen.

Zumindest von den natürlichen Gegebenheiten und den Temperaturen fast komplett das Gegenteil davon ist hingegen Kroatien. Noch so ein Flecken Erde, der es mir besonders angetan hat. Zwar gibt es auch dort Berge, allerdings ohne Schnee. Dafür jedoch tolle Strände und reizende, kleine Städte, die zum erkunden einladen. Die beiden Male wo ich in Kroatien war, habe ich mich so wohl gefühlt und wüsste rückblickend keinen Punkt, 
den ich würde ändern wollen. Ich hatte einfach eine perfekte Zeit dort.

Nach Fehmarn ist London meine dritte große Liebe. Etwa sieben Jahre müssten es sein, seitdem ich mein Herz an die Stadt verloren habe. Mit London verbinde ich einfach so unheimlich viele und tolle Erinnerungen, wie mit kaum etwas anderem. Gerade zu der Zeit als ich tatsächlich dort in der Nähe gelebt habe, hatte ich immer wieder Momente,
wo ich irgendwo in London stand und dachte: wow, ich lebe wirklich meinen Traum. 
Umso klischeehafter das klingt, desto unbeschreiblicher war dieses Gefühl. 
Was London indessen für mich so speziell macht, ist die Vielfalt. Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, wo Tradition und Moderne, Stillstand und Hektik so gut miteinander harmonieren wie in London. Dazu noch die vielen Einflüsse der internationalen Einwohner Londons, die die Stadt zu einem Melting Pot der Kulturen machen. 
Vor alledem gibt mir London aber immer das Gefühl angekommen zu sein und mehr der Mensch sein zu können, der ich gerne sein würde. Wer weiß, vielleicht war ich ja in einem früheren Leben Britin. Wundern täten würde es mich jedenfalls nicht, denn manchmal denke ich, dass die britische Lebensart besser zu mir passt als die Deutsche. 

Eines weiß ich aber mit Sicherheit, nämlich das ich in diesem Leben zum Glück in Hamburg geboren bin. Vielleicht nicht der schönsten Stadt der Welt, aber auf jeden Fall in Deutschland (Lokalpatriotismus lässt grüßen). Nicht nur bin ich dort geboren sondern auch aufgewachsen und habe viel durch das Leben dort gelernt. Das fällt mir inbesondere jetzt immer wieder auf, wo ich nicht mehr in Hamburg wohne. 
Vorher ist mir das gar nicht so bewusst gewesen, aber natürlich wird man durch die Umgebung in der man viel Zeit verbracht hat, auch stark für das weitere Leben geprägt.
In meinem Fall bin ich sehr froh darüber, da ich glücklicherweise in einem Elternhaus aufgewachsen bin, indem man liebe- und respektvoll miteinander umgeht und einander unterstützt. Außerdem habe ich in meinem Bezirk und meiner Schullaufbahn stets beide Seiten mitbekommen, die von Reichtum und Armut. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich denke, dass das ungemein wichtig ist, um mit einem unverstellten Blick durch die Welt 
zu laufen. Hamburg war dafür eine gute Schule, mal abgesehen davon es eine wunderschöne Stadt ist, die viel Lebensqualität bietet. Ich möchte jedoch jetzt kein Loblied singen, sondern verdeutlichen das Hamburg meine Nr. 1 ist. 
Aus dem Grund, dass es toller Ort zum Leben ist, aber hauptsächlich weil meine Familie und meine besten Freunde dort wohnen.

Bevor ich nun auch langsam zum Ende komme, möchte ich noch eine weitere Heimat von mir nicht unerwähnt lassen. Wie ich bereits eben erwähnt habe, wohne ich ja nicht länger in Hamburg. Da stellt sich natürlich die Frage: ,,Ja, wo wohnt sie denn dann jetzt?" 
In Oldenburg lautet die Antwort. Ich glaube das ist tatsächlich auch das erste Mal, dass ich das hier auf dem Blog erwähne. Dabei wohne ich nun beinahe ein Jahr hier und habe mich mittlerweile gut eingelebt. Wohlfühlen tue ich mich hier auch sehr, was allerdings nicht allzu schwer ist, denn Oldenburg ist beinahe so schön wie Hamburg. Halt nur etwas kleiner ;) 

Um nun aber nochmal auf die Frage vom Anfang zurück zu kommen: Heimat ist für mich definitiv beides: Ort und Gefühl zu gleich. Ich fühle mich heimisch an Orten, wo ich lebe oder gelebt habe, aber auch dort, wo ich mich einfach rund um gut fühle.

Müsste ich jetzt also noch mal ein Projekt wie damals in der achten oder neunten Klasse machen, hätte ich es etwas schwerer ein Thema zu wählen, da Heimat für mich eben nicht nur meine Heimatstadt- oder Land sondern gleich mehrere Orte sind.

Best wishes.

Mareike